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2001 – 2008 Bewegung und Veränderung (Rückschau auf die Leitungstätigkeit des Instituts für Mediengestaltung)

Für die Dauer von zwei Amtszeiten wurde mir von 2001 bis 2008 die Leitung des Instituts für Mediengestaltung übertragen. In der Umsetzung von Projekten hatte ich bereits als freischaffender Künstler reichlich Erfahrungen vor meiner Berufung an die Fachhochschule sammeln können und fühlte mich demzufolge für diese Herausforderung einigermaßen gerüstet. Allerdings musste ich schnell einsehen, dass mir zumindest eine elementare Qualifikation fehlte: das Verständis der institutionellen Sprache. Begriffe wie „Drittmittelrückflüsse“, „Personalmittelbemessungskonzept“ oder „Kompetenzzentrum“ hielt ich anfangs für eine Art „technokratischer Lyrik“ ( – den Ausdruck „Sondertatbestand“ habe ich dementsprechend im Jahr 2002 als Titel für eine Ausstellung gewählt, die in der Leipziger Galerie André Kermer stattfand). Aber natürlich war es nicht die Originalität der Wortschöpfungen, sondern die sich hinter den Begrifflichkeiten verbergenden Rahmenbedingungen, die meine Tätigkeit als Institutsleiter auf wesentliche Weise prägten. Denn all diese Fachausdrücke beinhalten unterschiedliche Verteilungsmodelle für die existenziell wichtigen Ressourcen eines jeden Forschungsinstitutes, nämlich die finanzielle und personelle Ausstattung.

Ende des Jahres 2001 kündigte sich ein grundlegender Wechsel dieser Rahmenbedingungen an. Das „Modell zur Verteilung der Forschungsmittel durch den Senat der Fachhochschule Mainz“ bildete dafür die Grundlage. Entgegen den seit der Institutsgründung geltenden Regelungen, sollte das Institut nicht länger als zentrale Forschungseinrichtung der Hochschule gelten, die Leitung des Instituts nicht länger mit festgelegten Deputaten für die Forschung freigestellt und die für das Institut festangestellten Mitarbeiter nicht länger von der Fachhochschule finanziert, sondern die Personalkosten sollten als „geldwerter Vorteil“ angerechnet und selbstständig eingeworben werden. Mit anderen Worten: Aus dem ursprünglich formulierten „Auftrag zur Forschung“, unterstützt von der gesamten Hochschule, wurde ein „Recht auf Forschung“, unter der maßgeblichen Voraussetzung, dass die Finanzierung der Stellen und der Deputate zukünftig selbstständig eingeworben werden können. Trotz aller Bemühungen konnte diese für das Institut fatale Entwicklung nur hinausgezögert, nicht verhindert werden. Mit der Annahme der neuen „Grundordnung“ der Fachhochschule im Jahre 2005 wurden die neuen Regelungen wirksam. Für mich persönlich bleibt bis heute fraglich, ob diese Umverteilung tatsächlich den gewünschten Effekt, die Forschungsaktivitäten an der Fachhochschule insgesamt zu beleben, tatsächlich förderte.

Es war also bereits mit dem Beginn meiner Amtszeit absehbar, dass das Institut vor großen Herausforderungen stand. Um so wichtiger war der kollegiale Zusammenhalt mit allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Die gemeinsame Entwicklung des neuen Erscheinungsbildes unter dem Titel „Bewegung und Veränderung“ griff die inhaltlichen Veränderungen auf und führte gleichzeitig in das Forschungsgebiet der kommenden Jahre ein, welches als übergeordnetes Thema meiner eigenen künstlerischen Arbeit am stärksten entsprach: die generative Gestaltung. Von den unzähligen Projekten, die in den folgenden sieben Jahren entstanden, vollzählig aufgelistet in den entsprechenden Jahresberichten, sollen an dieser Stelle einige Wenige beispielhaft in Erinnerung gerufen werden: Das EU-geförderte Projekt „Playing Field“, 2003 (in Kooperation mit MECAD Barcelona und NIM in Amsterdam), die wissenschaftliche Erarbeitung des Themengebietes der „generativen Gestaltung“ für das „Medienkunstnetz“, 2004 (in Zusammenarbeit mit dem ZKM in Karlsruhe), die Produktion des ersten generativen Films „Große Geste auf halb vier“, 2005 und die Entwicklung der Video-Zeitzeugendatenbank „Unsere Geschichte“, 2008 (in Zusammenarbeit mit der Redaktion Zeitgeschichte des ZDF).

Neben den Projekten wird mir die engagierte Zusammenarbeit mit allen „befristeten“ und „unbefristeten“ Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die lebendige und humorvolle Atmosphäre in Erinnerung bleiben, die auch kritische Momente besser zu ertragen half und die in vielen „legendären“ Festen ihre Höhepunkte fand.

(erschienen in „Forum 2.12 / Das Magazin der Fachhochschule Mainz“, Oktober 2012)